Die Kunst geht aufs Land
Eine Ausstellung des Freiburger Künstlerforums in St. Märgen
Bettina Schulte, August 2012
Wenn die Kunst aufs Land geht, kann Überraschendes geschehen. Man kann sie entdecken, wo man sie nicht erwartet. Im Klosterhof von St. Märgen zum Beispiel. Da reckt sich eine schlanke Stahlskulptur vor der Kirchenmauer keck in die Höhe: Man meint fast, sie tanzen zu sehen. Herta Seibt de Zinsers verspielte Eisenrohr- plastik „Fruto“ steht vor dem barocken, Pastellfarben verputzten Gemäuer, als sei sie schon immer dort gewesen: ein Dialog des Flüchtigen, Beiläufigen, durch einen willkürlichen Akt Gestalt Gewordenen mit dem Haus für Gott, den Ewigen.
Die Arbeit der Freiburger Künstlerin ist Teil einer vom Künstlerforum des Freiburger E-Werkes in Zusammenarbeit mit der St. Märgener Galerie ars alta entwickelten, und von Eberhard Brügel kuratierten Ausstellung, die elf Künstler mit für den besonderen Ort ausgewählten plastischen Arbeiten vereint. Und es hat den Anschein, als hätte jeder von Ihnen mit geradezu traumwandlerischer Sicherheit den Platz für sein Werk gefunden, der der richtige ist. (….)
St. Märgen ist ein Schwarzwalddorf mit künstlerischer Tradition. Hier hat der barocke Holzbildhauer Matthias Faller gewirkt, dem im Klostermuseum zum 300. Geburtstag vor fünf Jahren eine kleine, aber feine Ausstellung gewidmet war. Man wundert sich, wie organisch, wie selbstverständlich sich die Gegenwartskunst ins Ortsbild einfügt – und auf diesem Weg andere Menschen erreicht als diejenigen, die Freiburger Ausstellungen besuchen. Kurator Eberhard Brügel, der als genuiner Zeichner nicht mit eigenen Arbeiten vertreten ist, hat um die wundersame Ausstellung ein interes-santes Vortrags- und Diskussionsprogramm gebaut: Künstlergespräche und Künstler-filme, Vorträge und Führungen durch die Wallfahrtskirche Mariä Himmelfahrt, die einige Skulpturen Fallers enthält.
Die Kunst geht aufs Land – und wird lebendig. Wie schön.